NACHHALTIGKEIT – HERAUSFORDERUNG FÜR STADT UND LAND

Die wahrscheinlich wichtigste Komponente im Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft sind Lösungen, die an sehr vielen verschiedenen Orten lokal geschaffen und betrieben werden können. Technische und soziale Innovationen erlauben in unserer heutigen Welt eine noch nie Dezentralisierung und steigende Kompetenz von Gemeinden und lokalen Initiativen. Damit verbunden ist die zunehmende Fähigkeit, Probleme und Folgewirkungen nicht mehr zu externalisieren, sondern am Ort ihres Entstehens zu lösen. Die Gemeinde von morgen ist “smart”, koordiniert und vernetzt Prozesse, erkennt und benutzt ihre Potentiale und schafft Kaskaden von Wohlstandseffekten durch besseres Zusammenspiel ihrer Akteure, Bürger, Betriebe, Stoff- und Energiekreisläufe.

In großen Städten dominieren spezialisierte Strukturen, sie bieten mannigfaches Wissen und Kompetenz und verfügen auch über Bildungseinrichtungen, die sehr differenziert Wissen vermitteln können.  In den Städten hat ein Dialog namens „Smart City“ begonnen, denn erst das richtige Zusammenspiel der Akteure lässt sich Nachhaltigkeit erreichen. Die Hauptherausforderung für viele Städte ist ihr unkontrolliertes Wachstum, ihr enormer Hunger nach Ressourcen und ihre gewaltige innere Komplexität (man denke nur an das Verkehrssystem). Schön langsam beginnt sich die Einsicht durchzusetzen, dass es für die Sicherheit der Nahrungsmittel- und Energieversorgung wieder notwendig ist, den lange vernachlässigten Dialog mit dem ländlichen Raum wiederaufzunehmen.

Denn ohne ländlichen Raum kann die Stadt nicht leben. Die Stadt hat aber wie ein Staubsauger viele jungen Menschen mit ihrem Hunger nach Bildung und Aufstieg aus den Gemeinden herausgesaugt, hat mit ihrer überlegenen Produktivität Regionalwirtschaften weitgehend zerstört und oft eine Agrarwüste zurückgelassen, die zunehmend von „Land Grabbing“ bedroht ist und keine gleichwertige Lebensumgebung mehr bietet. Aber ohne vor Ort lebende Menschen und ihre Sorge für die Landschaft, den Boden, das Wasser etc. kann der ländliche Raum – zumindest als Kulturlandschaft mit mannigfaltigen Leistungen für die Städte – nicht nachhaltig weiterbestehen.

Ländliche Gemeinden sind also gerade vom Mangel an menschlicher Aktivität bedroht, sie kämpfen mit Abwanderung, Betriebsaufgaben usw. Erfreulich ist, dass sich angesichts dieser Entwicklungen zunehmend weniger Gemeinden fatalistisch in das Schicksal der „Ausdünnung“ – wie es oft genug von der Wissenschaft als der Weisheit letzter Schluss angeboten wird –  fügen. Sie wollen die Menschen halten und sogar zur Rückkehr und Zuwanderung . Dabei hängt –  sehr viel stärker als in der Stadt – diese Entwicklung stark von den Einzelnen und ihrer Selbstorganisation ab.

Das Ziel muss  – ganz logisch – sein: wenn man Abwanderung verhindern will, dann muss man – auch mit viel weniger Menschen –  ein den Städten gleichwertiges Lebensniveau schaffen.  Ohne ein deutliches Mehr an Bildung geht das nicht. Und zwar, so fügen wir hinzu, wesentlich mehr Bildung als in Städten üblich. Denn wenn der ländliche Raum nachhaltig weiterbestehen soll, dann müssen wenige Menschen vieles zur gleichen Zeit tun! Dafür ist nicht nur allgemein Wissen notwendig: Wissen muss auch in eine neue Form gebracht werden, die sehr viel unmittelbarer mit praktischen Problemen und bewährten Lösungen verbunden ist !!

In den letzten Jahren wurden an verschiedenen Orten Österreichs und darüber hinaus von einzelnen Gemeinden bahnbrechende Innovationen geschaffen. Noch stellen diese weithin “positive Ausnahmen” dar, sei es auf dem Gebiet der Energie, des Bauens, der Landwirtschaft und Landhege, der produzierenden Gewerbe, der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, des sozialen Zusammenlebens. Doch werden diese Ausnahmen immer mehr beachtet und das Bedürfnis es ihnen gleichzutun wächst. Gleichzeitig ist Wissenstransfer schwierig und aufwändig.

Hier hakt unser Projekt ein; es zielt auf die intensivierte Vernetzung bildungsbewusster Dörfer und Kleinstädte mit Wissensbasen und Orten gelebter Nachhaltigkeit. Diese treten untereinander in einen offenen Dialog, auf der Grundlage der Einsicht, dass Wissen mehr wird wenn man es teilt.