Die DorfUni als interkommunales Bildungsnetzwerk
Eine zweitägige Veranstaltung – physisch und virtuell – zur Klärung und Weiterentwicklung der Möglichkeiten neuer Bildungspartnerschaften für die Stärkung ländlicher Räume im Allgemeinen und der DorfUni im Besonderen.
An der Uni Graz und in Obergrafendorf sowie (wegen der aktuellen Corona – Situation hauptsächlich) im Netz, 25. und 26.9.2020.
Aus aktuellem Anlass….
Die Coronakrise hat uns mit aller Wucht auf die zentrale Bedeutung des Lokalen, des Dörflichen, für unser Leben hingewiesen, auch wenn es für die meisten von uns kaum noch existiert. Nur dort, wo die mannigfachen Bereiche der Daseinsvorsorge, die essentiellen Funktionen unserer Lebenserhaltung, notfalls auch ohne die Überwindung großer Distanzen zugänglich sind und miteinander verwoben sind, ist Resilienz im Sinne von Krisenfestigkeit (Auffangen der Krisenfolgen und Anpassung an Krisensituationen) und Lebensqualität gesichert. Insbesondere der ländliche Raum hat in der Zeit erzwungener Lockdowns ganz praktisch eine immense Aufwertung erfahren – und es mehren sich die Stimmen, die angesichts all dessen für eine grundsätzliche Neubewertung und Förderung des Lebens am Land plädieren, weil das Gleichgewicht von Stadt und Land längst aus den Fugen geraten ist: Die Städte samt Umland im Dichtestress, die Dörfer und Peripherien im Ausdünnungsstress.
Bildung für gemeinsame Praxis
Um ein optimales Gleichgewicht wieder zu erlangen, ist es notwendig in ländlichen Regionen mindestens gleichwertige Lebensverhältnisse wie in der Stadt herzustellen. Ein neuer Zugang zu Bildung ist dafür von zentraler Bedeutung. Hier setzt das Selbstverständnis der Dorfuni an:
- Die Zukunft der Gemeinden und Dörfer im ländlichen Raum hängt von Bildung ab – aber das muss eine Bildung sein, die Menschen zu gemeinsamer Praxis befähigt. Die nicht nur Lust und Motivation für das gemeinschaftliche Gestalten von Lebensräumen schafft, sondern damit auch langfristige Lebensperspektiven vor Ort eröffnet.
- Die DorfUni versteht sich als Scharnier zwischen den Bemühungen, das Lokale zu stärken und den dafür erforderlichen Bildungsressourcen.
- Sie schafft durch die Vernetzung von Gemeinden und Dorfgemeinschaften, die bereit sind Wissen zu teilen, neue Bildungsangebote – und transportiert, modifiziert und kombiniert bestehende, in Partnerschaft mit Bildungsanbietern. Beides soll für lokales Gedeihen wirksam werden.
- Bildung wird daher nicht nur verstanden als individuelle Qualifikation, sondern auch als Lernen und Gestalten von Kooperation – sowohl im lokalen Miteinander als auch in einem ständig wachsenden Netzwerk der teilnehmenden Dörfer und Gemeinden.
- Die DorfUni nutzt digitale Netzwerke und Videobrücken,um lokale Diskussionen und Aktivitäten zu stimulieren. „Online“ und „Offline“ ergänzen einander.
Theorie und Praxis im Dialog
Um der Frage nachzugehen, wie die Dorfuni dieses Selbstverständnis bestmöglich innerhalb des bestehenden Netzwerks an Regionalentwicklungs- und Bildungsakteur*innen und in Übereinstimmung mit den Bedürfnissen der Menschen in den Gemeinden und Regionen verwirklichen kann, wollen wir zwei Tage lang in einen intensiven Dialog zwischen TheoretikerInnen und PraktikerInnen aus den Welten der Bildung, der regionalen Entwicklung, der Lebensraumgestaltung sowie der Medien- und Kulturarbeit und überhaupt allen Interessierten eintreten. Dabei steht eine Frage im Vordergrund:
Welche Form und welche Inhalte von Bildung können gewährleisten, dass die Gemeinde, die Kleinregion, das Dorf für seine gegenwärtigen und zukünftigen BewohnerInnen lebendig bleibt, und genügend Menschen einander bei dieser Aufgabe wechselseitig unterstützen?
Das Video mit der Aufzeichnung gibt es hier.
Tag 1, 25.09.2020
Am ersten Tag beschäftigen wir uns mit den Zusammenhängen zwischen Bildung und lokaler/regionaler Entwicklung, und zeigen beispielhaft, wie sich durch Synthese der Perspektiven von Bildung und lokaler Entwicklung “lernende Regionen” herausbilden können. Ein starker Fokus liegt dabei auf Österreichs erster dedizierter “Bildungsregion” im nördlichen Niederösterreich. Daneben wollen wir aber noch einige neue und unkonventionelle Ansätze, „Bildungselemente“ im ländlichen Raum zu erhalten, zu stärken und neu anzusiedeln unter die Lupe nehmen.
Den Tag beschließen wir mit einem weiteren praktischen Experiment in Richtung “DorfUni”: Eine kurze Zusammenfassung des Tages (“Reach Out”) soll Auftakt für einen Dialog mit Menschen in möglichst vielen “Außenstellen” sein, die ihre Ideen und Wünsche zur Transformation ihres lokalen Bildungswesens bekanntgeben und ihre Vorschläge für die Beantwortung der Leitfrage (siehe oben). Anmeldung hier
AKTUELLE ERGÄNZUNG : Sie können Ihre Antworten zu diesen Fragen auch gleich hier (online Fragebogen) deponieren, wir würden uns freuen wenn wir bereits vor der Veranstaltung möglichst viele Rückmeldungen erhalten!!
Programmübersicht
Freitag, 25. September 2020 |
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10:00 |
Begrüßung |
Begrüßung aus Obergrafendorf sowie Graz |
10:20 |
Bildung im Global Village |
Vortrag aus Obergrafendorf |
10:50 |
Urbane Dörfer |
Vortrag aus Graz |
11:30 |
Kurze Pause |
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11:45 |
Bewusstseins – Bildung für den ländlichen Raum Gerald Mathis (ISK Dornbirn) |
Livezuschaltung aus Dornbirn |
12:30 |
Mittagspause |
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14:50
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Weinviertel-Manhartsberg – Die WISSBEGIERIGE Region auf dem Weg – Bildung und Regionalentwicklung: Eine kreative Spannung lässt die Region erblühen und erreicht die Menschen! Perspektiven der Online – Medien für eine lernende Gemeinde |
Vorträge aus Obergrafendorf
Vortrag aus Eisenstadt |
15:30 |
Pause |
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16:00 |
Lernende Regionen – Lessons Learned aus der Fördermaßnahme 2007-13 |
Vortrag aus Obergrafendorf |
16:45 |
Rurasmus – Initiative für ein europäisches „Aufs-Land-Semester“ |
Videozuspielung danach ev. kurze Pause |
17:00
17:20 |
Projekt Landprobe
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Vortrag aus Oberösterreich |
17:30 |
Fragen und Antworten |
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17:45 |
Pause |
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18:30 |
Reach out – Zusammenfassung des Tages und Feedback der Außenstellen Moderation: David Steinwender, Franz Nahrada, Constance Weiser |
Vortrag aus Graz, Obergrafendorf und Außenstellen |
20:00 |
Ende des 1.Tages |
Tag 2, 26.09.2020
Das „Reach Out“ als Bericht über Bildungsbedürfnisse am Vortag ist auch der passende Übergang zum zweiten Tag, an dem die verschiedenen Facetten der Idee DorfUni – also eines neuen Interkommunalen Bildungssystems in Partnerschaft und Kooperation mit vielen herkömmlichen BildungsanbieterInnen mit ihrem spezifischen Fokus auf lokale Kohäsion und Entwicklung – im Mittelpunkt stehen. Dabei geht es vor allem um folgende Fragen:
- Kann denn überhaupt ein “virtueller” Input Impulse für einen nachhaltigen Prozess in einer Dorfgemeinschaft oder Gemeinde oder Kleinregion geben? Und wenn ja, was lernen wir aus den bisherigen Versuchen, zum Beispiel aus dem Fall Kirchbach/Stmk, wo die Bildungsangebote immer wieder die lokale Bevölkerung zur Teilnahme zu motivieren vermochten? Wie machen wirs gescheit, wie wirkt dieser „Impuls von außen“ optimal?
- Wenn sich die Inhalte, Personen und Themen ganz bewusst auf Lebensfragen, praktische Handlungsfelder und Gestaltungsmuster des Lokalen verschieben, wenn Praxiserfahrungen einen hohen Stellenwert bekommen: droht dann nicht die Gefahr sich in seiner eigenen Perspektive zu verzetteln? wWie kann es in der Kommunikation miteinandergelingen, das Allgemeingültige, Übertragbare, sich sinnvoll Ergänzende im Auge zu behalten und auch die unterschiedlichen Rahmenbedingungen an verschiedenen Orten nicht zum Hindernis werden zu lassen? Und was sind die Voraussetzungen für eine nachhaltige Teamarbeit sowohl innerhalb einer Dorfgemeinschaft, Gemeinde, Kleinregion als auch im Netzwerk zwischen ihnen?
- Wenn wir diese Fragen geklärt haben, also genau wissen WAS die DorfUni will und WIE sie es erreichen kann (diesen Fragen widmen wir uns den ganzen Tag über in Kleingruppenarbeit und tragen immer wieder Zwischenresultate zusammen) , dann bleiben drei weitere entscheidende Fragen: wie kann dieses Vorhaben erstens ökonomisch tragfähig bleiben, zweitens von genügend Menschen getragen wird (im Sinne einer “Freiwilligen Bildungsfeuerwehr”) und drittens inhaltlich und thematisch einen “roten Faden” aufweisen, der durch die Fülle der möglichen Themen zu einer Idee von Ganzheitlichkeit und Vollständigkeit führt, wie sie erstmals weltweit auch in den SDGs versucht wurde.
Programmübersicht
Samstag, 26. September 2020 |
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10:00 |
Was kann mit Bildungsinputs für den Wandel vor Ort erreichen und was nicht? Michael Narodoslawsky (Tu Graz / i.R.) |
Vortrag aus Graz |
10:20 |
Wie lassen sich virtuelle Inputs für die Aktivierung von Bildungs- und Entwicklungszusammenarbeit vor Ort einsetzen? |
Workshop in Kleingruppen in Graz und Obergrafendorf, sowie online |
11:00 11:15 |
Ernte und Zusammenfassung auf der virtuellen Pinwand Kurse Pause |
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11:30 11:30 |
Verdichtung Kornelia Senzenberger |
Vortrag aus Obergrafendorf |
11:50 |
Wie können Bildungs- und Entwicklungsprozesse zwischen Gemeinden und auf Distanz sinnvoll zusammenspielen? |
Workshop in Kleingruppen in Graz und Obergrafendorf, sowie online |
12:30 |
Ernte |
Aus Graz, Obergrafendorf und Online |
12:45 |
Mittagspause |
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13:45 |
Verdichtung Ernte Kleingruppen II |
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14:00 |
Welche Methoden zur Vernetzung der Gemeinden gibt es und wie sieht die Vernetzung konkret aus? |
Workshop in Kleingruppen in Graz und Obergrafendorf, sowie online |
15:00 |
Gesamternte /Zusammenfassung der Workshopergebnisse |
Aus Graz, Obergrafendorf und Online |
15:30 |
Pause, |
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16:00 |
Genossenschaftlichkeit als Form der Regionalentwicklung: Erfahrungen und Potenziale mit Blick auf das Modell DorfUni |
Vortrag aus Graz |
16:15 |
Wer sorgt dafür, dass die DorfUni vor Ort lebendige Realität wird? |
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16:30 |
Was ist der rote Faden der Themen der DorfUni am Beispiel des GemeindeNavi? |
Vortrag aus Linz |
16:45 |
Parallelworkshops zu den drei Inputs 2. Wer sorgt dafür, dass die DorfUni vor Ort lebendige Realität wird? 3. Was ist der rote Faden der Themen der DorfUni? |
ausschießlich online |
18:00 |
Gesamternte und Ausblick |
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19:00 |
Ende |
Anmeldung
Zur Anmeldung geht es hier.
Wollen Sie zur Konferenz am 25. September einen Außenstandort organisieren und mit einigen Menschen in ihrer Gemeinde Vorüberlegungen erarbeiten ? Dann melden Sie sich bitte hier als OrganisatorIn an.
Als Außenstandort organisieren Sie vorab eine Zusammenkunft, bei der Sie der Frage nachgehen, was es für Bildungsangebote (aller Art, inkl beruflich) braucht, dass junge Menschen in 10 – 20 Jahren in ihrer Gemeinde bleiben, kommen oder zurückkehren. Beim Reachout-Event am 25. September ab 18 Uhr können Sie uns darüber kurz berichten. Mehr Informationen für Außenstandorte finden Sie hier (pdf).
OrganisatorInnen
FördergeberInnen
Maintainer: Mag. Franz Nahrada, David Steinwender MSc. und das DorfUni Team (Brigitte Kratzwald,Christian Fuchs, Christine Bärnthaler, Constance Weiser, Kornelia Senzenberger, Martin Regelsberger)
Wissenschaftliche Begleitung: Univ.-Prof. Anke Strüver, Dr. Andreas Exner (je RCE Graz Styria / Institut für Geographie und Raumforschung, Uni Graz), Mag. Sandra Karner (IFZ Graz)
Technischer Support: Oswand Weiß, Michael Gerbracht, Heimo Rauter